HIV-Infektion: Ansteckungsrisiko, Symptome & Behandlung

HIV – Drei Buchstaben, viel Verwirrung: Als das „humane Immundefizienz-Virus“ entdeckt wurde, galt eine Infektion zunächst als typische Tropenkrankheit. Nachdem sie sich vermehrt unter Homosexuellen ausbreitete, erhielt der HIV-Infekt schnell die Bezeichnung „Schwulen-Seuche“. Bald aber erkannten Wissenschaftler, dass prinzipiell jede/-r infiziert werden kann – und schlugen endlich Alarm…

Inhaltsverzeichnis:

Zusammenfassung
Ansteckungsrisiko
Symptome
Therapie
Arzt fragen

Missverstandene Erkrankung

Das oben beschriebene Szenario ist noch gar nicht so lange her. Anfang der 1980er Jahre erreichten erste Meldungen von einer mysteriösen Krankheit das europäische Festland. Sie sollte vornehmlich in Afrika wüten und nur bei Menschen auftreten, die Kontakt zu bestimmten Affenarten hatten.

Dass dies ein Irrtum war, bewiesen immer mehr HIV-Infektionen außerhalb der genannten Gebiete und Personengruppen. Die Ursache dafür schien schnell gefunden: Statt afrikanischer Affen sollten nun die erotischen Praktiken homosexueller Männern schuld sein an den häufiger werdenden Krankheits-Fällen.

Aber das Virus machte auch vor Frauen bzw. bi- und heterosexuellen Paaren nicht halt. Gelegentlich ließ es sich auch bei Neugeborenen oder Kleinkindern bzw. nach Operationen oder Bluttransfusionen nachweisen.

Infektion und Wirkung

Kein Wunder – denn der Erreger wird durch nahezu alle Körperflüssigkeiten übertragen. Dabei schwankt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion jedoch sehr stark. Während weltweit so gut wie kein Fall bekannt ist, bei dem Urin, Schweiß, Speichel oder Tränen Träger des HI-Virus waren, sind Vaginalsekret, Sperma, Blut und Muttermilch ein ideales Transportmittel. Demzufolge geht es meist durch

  • Geschlechts-, Oral- oder Analverkehr
  • Schwangerschaft und Geburt
  • Spenderblut, Spenderorgane oder daraus hergestellte Produkte
  • Stillen oder sonstige Gabe von Muttermilch

von Infizierten auf andere Menschen über.

Das Eindringen des Virus‘ bewirkt ein allmähliches Nachlassen der Immunabwehr. Es handelt sich jedoch nicht nur um eine vorübergehende Schwäche, sondern um einen unumkehrbaren Verlust; genauer gesagt um eine „erworbene Immundefizienz“.

Ob und wie stark sie sich auf den Organismus auswirkt, hängt von vielen Faktoren ab – vor allem jedoch von der so genannten Virenlast. Sie beziffert die Menge der Erreger im Blut. Je mehr sich in einem Milliliter befinden, desto schneller und effektiver zerstören sie das Immunsystem der / des Betroffenen – und begünstigen dadurch Erkrankungen, die das eigentliche Krankheitsbild AIDS hervorrufen.

Des Weiteren zeigt eine Abnahme der CD4-Zellen an, ob eingedrungene HI-Viren dem betroffenen Organismus gefährlich werden können. Eine Anzahl von weniger als 350 pro Mikroliter Blut gilt als kritisch.

Antikörper gegen den HI-Virus bildet der Organismus erst relativ spät. Sie lassen sich frühestens ein bis drei Monate nach der Infektion nachweisen.

Risiken und Prävention

Voraussetzung für das Erkennen all dieser Anzeichen ist, dass das Blut Betroffener gezielt getestet wird. Doch eine HI-Erkrankung lässt sich maximal vermuten – zum Beispiel, weil Patient/-innen einer bestimmten Risikogruppe angehören oder Risikofaktoren ausgesetzt waren. Als potenziell gefährdet gelten Personen,

  • deren erotische Praktiken Verletzungsrisiken bergen
  • die sich Drogen injizieren
  • deren Mutter zum Zeitpunkt der Schwangerschaft infiziert ist
  • die Kontakt zu infektiösen Körperflüssigkeiten oder HIV-Infizierten haben

Sie können sich selbst und andere durch relativ einfache Maßnahmen vor einer HIV-Infektion schützen bzw. vor einem „Überspringen“ des HI-Virus‘ geschützt werden:

Beim Sex mit Unbekannten, aber auch bei Analverkehr unter Homosexuellen oder bei „non vanilla“-Praktiken bieten Kondome einen wirksamen Schutz vor Übertragung bzw. Ansteckung. BDSM-Anhänger/-innen sollten auf alles verzichten, was die Hautoberfläche verletzt bzw. den Kontakt mit austretendem Blut vermeiden.

Gegen HIV-Infektionen unter Drogenkonsument/-innen helfen personengebundene bzw. immer wieder frische Kanülen oder Einweg-Spritzen.

Ungeborene Kinder können durch eine rechtzeitig eingeleitete HI-Therapie und eine Entbindung per Kaiserschnitt vor der Infektion mit dem Virus bewahrt werden. Erkrankte Mütter dürfen ihr Baby weder stillen noch mit abgepumpter Milch aus dem Fläschchen versorgen – sondern müssen auf künstliche Säuglingsnahrung oder fremde Muttermilch zurückgreifen.

Ärzte und Krankenpfleger, die Kontakt zu HIV-Erkrankten haben, müssen Gummihandschuhe tragen. Das Gleiche gilt für medizinisches Personal, das Unfallopfer versorgt, mit Blutkonserven bzw. -produkten hantiert oder sonstige Körperflüssigkeiten berührt. Auch Ersthelfer sollten aus Gründen des Eigenschutzes stets Gummihandschuhe überstreifen; sie sind vorgeschriebener Bestandteil jedes Verbandskastens.

Typisch untypisch – die häufigsten Symptome

Wie aber äußert sich eine HIV-Infektion denn nun? Entspricht sie dem stereotypen Bild von ausgemergelten, vollkommen entkräfteten Menschen, deren Körper von zahlreichen Krankheiten gezeichnet sind?

Ja und nein, denn eine HIV-Erkrankung verläuft bei jeder Person anders – weswegen manche Patient/-innen trotz diagnostiziertem Virus-Befall vollkommen unverändert erscheinen; andere nur phasenweise Beschwerden zeigen und wieder andere zusehends „zusammenfallen“.

Selbst dann, wenn die HIV-Infektion das Immunsystem bereits vollständig „lahmgelegt“ hat, können Betroffene beschwerdefrei bleiben und erst im letzten Stadium schwerste Symptome zeigen.

Mediziner sprechen bei HIV-Erkrankungen allerdings nicht von Stadien, sondern von Kategorien. Sie wurden im Jahre 1993 vom US-amerikanischen Center for Disease Control and Prevention wie folgt definiert:

Kategorie A

Die so genannte akute symptomatische HIV-Infektion äußert sich nach etwa sechs Tagen / sechs Wochen durch grippeähnliche Beschwerden, bei denen

  • Fieber
  • Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen
  • geschwollene Lymphknoten
  • Ausschlag

auftreten können.

Im Anschluss daran folgt eine symptomfreie Latenzphase, die zwischen einigen Monaten und vielen Jahren andauern kann.

Zu jeder Zeit sind Kategorie-A-Patient/-innen infektiös; d.h. sie können das HI-Virus weitergeben. Darüber hinaus vermehrt es sich stetig weiter und beginnt die Immunzellen kontinuierlich zu zerstören.

Kategorie B

Die ab jetzt auftretenden gesundheitlichen Beschwerden stehen in keinem direkten Zusammenhang mit der HIV-Infektion. Zu den häufigsten Symptomen der Kategorie B gehören

  • chronischer Durchfall
  • dauerhaft erhöhte Körpertemperatur
  • nervliche Leiden (Neuropathien)
  • Mundsoor
  • Zungenbelag

Kategorie C

Ab jetzt leiden Patient/-innen unter jenen Symptomen, die das Bild HIV-Kranker geprägt haben. Sie haben nun das, was landläufig AIDS genannt wird: ein „erworbenes Immundefizienz-Syndrom“ – also eine Vielzahl typischer Erkrankungen, die gemeinsam auftreten. Die meisten Betroffenen

  • verlieren mehr als 10% ihres ursprünglichen Körpergewichts
  • leiden unter anhaltendem Durchfall und dauerhafter Abgeschlagenheit
    neigen zu Infektionen des Bindegewebes, die eine allmähliche Zerstörung des Zentralen Nervensystems nach sich ziehen
  • zeigen eine stark erhöhte Anfälligkeit gegenüber Pilzen, Viren, Bakterien und Einzellern, die zu Erkrankungen wie Lungenentzündung oder Herpes führen
  • kämpfen mit bösartigen Gewebswucherungen, die letztlich auch das zentrale Nervensystem befallen

Helfen statt heilen

Eine vollständige Heilung vom HI-Virus ist derzeit nicht möglich; doch die Krankheit und ihr Verlauf können stark eingedämmt werden. Die regelmäßige Einnahme antiretroviraler Präparate bewirkt, dass sich der Erreger langsamer vermehrt und die Virenlast gering gehalten wird. Dadurch lassen sich typische Symptome zurückhalten bzw. verzögern, so dass die Lebensqualität Betroffener über viele Jahre erhalten bleibt.

Die Genesung von einer HIV-Infektion oder dem AID-Syndrom ist ein intensiv erforschter Zweig der Medizin; bis dato jedoch noch Zukunftsmusik.

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