Ulcus molle (weicher Schanker) – Erreger, Symptome & Therapie

Es ist kein Zufall, dass sich die Alternativ-Bezeichnungen von Ulcus molle und Syphilis so sehr ähneln: Optisch weisen harter und weicher Schanker viele Gemeinsamkeiten auf. Doch die beiden Krankheiten werden von unterschiedlichen Erregern verursacht und zeigen entsprechend viele Eigenheiten. 

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Unterschätzte Gefahr – Der weiche Schanker als eigenständige Krankheit

Die größte Gemeinsamkeit von Ulcus molle und Syphilis besteht darin, dass sie auf sexuellem Weg übertragen werden. Des Weiteren sind beide dadurch gekennzeichnet, dass sich nach Eindringen des Erregers ein schmerzhaftes Geschwür bildet. Aber während diese Erscheinung bei Syphilis-Patient/-innen feste Ränder aufweist, ist sie im Falle einer Ulcus-molle-Erkrankung eher weich. Dementsprechend werden die Symptome harter bzw. weicher Schanker genannt.

Die optische Ähnlichkeit darf jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich um vollkommen verschiedene Krankheiten handelt – und Ulcus molle längst nicht so harmlos ist, wie er im Vergleich zur Syphilis scheint. Viele Abhandlungen erwecken den Eindruck, der weiche Schanker sei eine „gemäßigte Version“ der so genannten Lustseuche, komme ohnehin nur in tropischen Ländern vor und schreite lediglich bis zu einem gewissen Punkt voran.

All das ist falsch! Der Ulcus-molle-Erreger besitzt zwar nicht annähernd die Reichweite des Syphils-Bakteriums; kann aber gleichfalls Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Und sämtliche Informationen zum spontanen Ende der Krankheit dürfen Betroffene guten Gewissens ins Reich der modernen Mythen verbannen. Ulcus molle kann gut und relativ einfach behandelt werden; heilt jedoch nicht von selbst aus.

Der wohl größte und gefährlichste Unsinn aber ist die Annahme, Ulcus molle sei eine „typische Tropenkrankheit“ oder stelle allenfalls ein „unangenehmes Urlaubs-Souvenir“ dar. Es stimmt zwar, dass der Erreger äußerst empfindlich gegenüber Kälte und Trockenheit ist; seine Wirkung aber behält er auch außerhalb tropischer Klima-Zonen bei. Das Bakterium Haemophilus ducreyi schlägt unabhängig von äußeren Gegebenheiten zu und unterscheidet schon gar nicht nach ethnischer Zugehörigkeit.

Ulcus-molle-Patient/-innen finden sich in allen Alters- und Völkergruppen. Die einstmals geografische Häufung in südamerikanischen, südostasiatischen oder afrikanischen Ländern ist längst einer weltweiten Verbreitung gewichen. Durch globale Handelsbeziehungen und Reisewege hat Haemophilus ducreyi schon vor geraumer Zeit alle Grenzen überschritten.

Verkannte Zeichen – Der weiche Schanker als Vorbote für Weiteres

Die einzige Auffälligkeit, die erhalten geblieben ist, ist seine Vorliebe für das „starke Geschlecht“: Männer erkranken etwa zehnmal häufiger als Frauen. Diese Beobachtung kann aber auch daran liegen, dass weibliche Betroffene die typischen Ulcus-molle-Symptome nicht immer bemerken – denn sie bilden den weichen Schanker oft an Stellen aus, wo er keine Schmerzen verursacht.

Neben den großen und kleinen Schamlippen können bei Frauen sowohl die Umgebung der Harnröhrenmündung als auch die Scheidenschleimhaut und der Muttermund betroffen sein. Bei Männern sitzt der weiche Schanker überwiegend an der Innenseite der Vorhaut, am Eichelrand oder am Vorhautbändchen. Gelegentlich finden sich die typischen Hautveränderungen auch direkt auf der Eichel, am Penisschaft oder auf dem so genannten Schamhügel. Je nachdem, welche Sexual-Praktiken ein Paar ausgeübt hat, kann das Geschwür außerdem im Analbereich oder im Mund auftreten.

An den betroffenen Stellen bilden sich unter dem Einfluss des Erregers zunächst rötliche Papeln, die sich zu Bläschen formen und schließlich das charakteristische Geschwür entstehen lassen. Es erscheint als grau-gelb verfärbte Grube mit rotem, leicht erhabenem Rand und misst anfangs nur wenige Millimeter.

Wird der so erkennbare Ulcus molle nicht behandelt, wächst der weiche Schanker auf bis zu zwei Zentimeter an. Zugleich breitet sich Haemophilus ducreyi über die Lymphbahnen aus und kann dort zu Entzündungen führen. Bei Männern macht sich dieser Vorgang durch kirschkerngroße Abzesse an der Peniswurzel bemerkbar.

Nach weiteren 7-14 Tagen hat der Erreger die Lymphknoten erreicht und lässt sie schmerzhaft anschwellen. Bilden sich auch hier Abzesse, sprechen Ärzte vom Ulcus-molle-Bubo – der in extremen Fällen aufbrechen kann und seinen Inhalt nach außen freigibt.

Sowohl der weiche Schanker als auch die später hinzukommenden Abszess bilden eine leicht zu nehmende Hürde für andere Erreger wie etwa das Syphilis-Bakterium oder den Genitalherpes bzw. den HI-Virus.

Experten-Thema – Die Abgrenzung von anderen Krankheiten

Umso wichtiger ist die sichere Diagnose des Ulcus molle. Da die ersten Symptome große Ähnlichkeit mit Herpes genitalis haben bzw. der weiche Schanker oft mit seinem „harten Bruder“ verwechselt wird, sollten Betroffene umgehend fachlichen Rat einholen. Hierfür stehen Ärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Urologen oder Gynäkologen zur Verfügung.

Sie werden sich zunächst ausführlich über die Dauer der Beschwerden informieren und sich nach den sexuellen Gewohnheiten ihrer Patient/-innen erkundigen. Beides kann wichtige Aufschlüsse über die Art und den Auslöser der Krankheit geben – zum Beispiel, indem Betroffene erkennen lassen, dass sie ungeschützten Oral-, Anal- oder Vaginalverkehr mit unbekannten Partner/-innen hatten.

Im Anschluss an dieses Gespräch erfolgt eine körperliche Untersuchung. Dabei achtet der Arzt auf äußerlich erkennbare Anzeichen und ertastet den Zustand der nächstgelegenen Lymphknoten. Bei Beschwerden am Penis untersucht er vor allem den Bereich unter der Vorhaut; bei Frauen das Innere der Scheide und den dahinter liegenden Muttermund.

Dort, wo sich das typische Geschwür zeigt, entnimmt der Arzt eine Sekretprobe, die er im Labor auf Bakterien untersuchen lässt. Kann dabei Haemophilus ducreyi nachgewiesen werden, gilt die Diagnose „Ulcus molle“ als gesichert.

Doppelte Herausforderung – Der Kampf gegen Ursache und Wirkung

Die Behandlung richtet sich nach dem Fortschritt der Krankheit bzw. dem sich bietenden Krankheitsbild:

Für gewöhnlich lässt sich Haemophilus ducreyi mittels Antibiotikum gut bekämpfen. Im Laufe der zurückliegenden Jahre hat der Ulcus-molle-Erreger jedoch bereits Resistenzen gegen die gängigsten Präparate gebildet, so dass der Arzt ein geeignetes Mittel bestimmen muss. Es wird einmalig in die Muskulatur gespritzt oder in Tablettenform verabreicht.

Eventuell bestehende Lymphknoten-Abszesse müssen chirurgisch geöffnet werden, um den darin enthaltenen Eiter abzulassen.

Partner/-innen von Ulcus-molle-Patient/-innen sollten sich mitbehandeln lassen, damit es keine erneute Ansteckung oder gar einen Ping-Pong-Effekt mit wechselseitiger, immer wiederkehrender Infektion gibt.

Für die Dauer der Behandlung bzw. bis zur vollständigen Abheilung des Ulcus molle empfehlen Ärzte, auf sexuelle Kontakte zu verzichten und / oder bei jeder Art von Verkehr Kondome zu benutzen.

Die besten Maßnahmen gegen Ulcus molle

Überhaupt sind Kondome der nachweislich beste Schutz vor einer Infektion mit Haemophilus ducreyi. Sie verbauen dem Bakterium seinen bevorzugten Weg über mikroskopisch kleine Haut- oder Schleimhaut-Verletzungen und können auch andere Geschlechtskrankheiten zu verhindern helfen.

Des Weiteren trägt Achtsamkeit dazu bei, ein Verbreiten bzw. Weitertragen des Ulcus-molle-Erregers zu verhindern. Bevor sich aus den anfänglichen Papeln ein hochinfektiöses Geschwür entwickelt, wird Haemophilus ducreyi das „Überspringen“ deutlich erschwert – wenn auch nicht 100%-ig verhindert.

Und nicht zuletzt sorgt ein altes Ritual für Hygiene in neuer Zeit: Beschnittene Männer erkranken deutlich seltener an Ulcus molle als Geschlechtsgenossen mit erhalten gebliebener Vorhaut.

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